Kulturseiten
der Region Schwarzwald-Baar
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Bühne
94
Donaueschingen |
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Bühne 94 ist ein
Theater, keine Laienbühne
Bühne 94 ist ein Donaueschinger Theater,
keine durchreisende Erscheinung
Bühne 94 ist ein
freies Theater, keine geschlossene Veranstaltung |
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Archiv |
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2003 |
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2002
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1996
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Shelagh Stephenson
"Gedächtnis
des Wassers"
Der Tod ihrer Mutter führt drei
sehr unterschiedliche Schwestern wieder zusammen. Die Leere am Tag vor
der Beerdigung ruft Erinnerungen hervor und führt so zu
leidenschaftlichen wie tragikomischen Auseinandersetzungen. Die
verstorbene Mutter kommentiert immer wieder das Gesagte, indem sie ihr
Leben nochmals durchlebt. Erinnerung, so zeigt sich, ist relativ. Es
ist wie mit dem Wasser, das die Heilkraft eines Stoffes im
Gedächtnis behält, auch wenn es immer wieder verdünnt
wird.
Die englische Autorin Shelagh
Stephenson war Schauspielerin, bevor sie in London eine erfolgreiche
Karriere als Dramatikerin startete. 'Gedächtnis des Wassers' wurde
als beste Komödie 2002 mit dem 'Laurence Olivier Award'
ausgezeichnet und inzwischen auch verfilmt.
Inszenierung: Sylvia Klauser
Pressestimmen
von der Premiere am 16. Mai 2003:
Bühne 94 als Publikumsmagnet
Gefeierte Premiere -
Erfolg der neuen Einstudierung festigt den Rang der Theatergruppe
Einen vorderen Platz im Kanon der
Donaueschinger Events hat sich Bühne 94 mit der diesjährigen
Einstudierung gesichert. Die Premiere am Freitagabend im
Gewölbekeller war ein voller Erfolg. Trotz zahlreicher
Veranstaltungs-Highlights im Städtedreieeck waren die
Theaterstühle bis auf wenige belegt. Gespielt wurde die englische
Komödie
"Das Gedächtnis des Wassers" unter Regie von Silvia Klauser.
Donaueschingen - Drei charakterlich sehr verschiedene Schwestern,
Terese, Mary und Catherine, treffen sich zur Beerdigung der Mutter
Violet im elterlichen Haus. Nach anfänglich kleinen
Plänkeleien brechen rasch alte Wunden auf und führen zu
tragischkomischen Auseinandersetzungen. Wer wurde vom
Mähdrescher überfahren? Wer hat die Haschplätzchen
gegessen? Cathrine, die Jüngste, glaubt ein ausgezeichnetes
Gedächtnis zu haben. Die älteste Schwester Teresa ist
überzeugt, dass vor allem ihre Erinnerungen richtig sind. Mary,
Sandwichkind und strebsame Ärztin, weiß es wie immer besser:
"Alle Erinnerungen sind falsch". Erinnerung, so zeigt sich, ist
relativ. Es ist wie mit dem Wasser, das die Heilkraft eines
Stoffes im Gedächtnis behält, auch wenn es immer wieder
verdünnt wird.
Mit dem Auftritt der Partner der Schwestern stellt sich dann heraus,
dass nicht nur an den Erinnerungen der Schwestern einiges nicht stimmt,
sondern auch in der Paarbeziehung vieles im Argen liegt. Da ist Mike
der verheiratete Liebhaber von Mary, der sich nicht zwischen Ehefrau
und Geliebten entscheiden möchte. Mary fühlt sich schwanger
und erfährt jetzt am Vortag der Beerdigung von der Vasektomie
ihres Partners. Unter 48 Bewerbern auf ihre
Kontaktanzeige hat Teresa den Ehemann Frank ausgewählt. Frank
entpuppte sich im Laufe der Ehe zunehmend als stinklangweilig und
bieder. Catherines spanischer Verlobte taucht erst garnicht auf und
beendet während eines Telefonats die Beziehung. Die Auftritte der
verstorbenen Mutter Violet, sie tritt immer in den Dialog mit Mary, der
Tochter die mit ihr nichts geteilt hat, geben dem Stück einen
besonderen Reiz und spiegeln deutlich das zentrale Thema wieder: Die
Mutter-Tochter-Beziehung.
Dass diese Beziehung, durchaus nicht nur von Zuneigung getragen,
sondern auch von fehlender Emphatie überschattet war, zeigt die
Persönlichkeitsentwicklung der drei Schwestern. Während Mary
eher männliches Verhalten an den
Tag legt, flüchtet Teresa in die Rolle der allzeit nährenden
Mutter.
Catherine, die als Kind völlig übersehen wurde, "Mam glaubte,
ich
sei die Menopause", tritt schrill und dem Kaufrausch erlegen in
Erscheinung.
Zum zweiten Mal hat Sylvia Klauser die Regie für die Bühne 94
übernommen. Der anglophilen Pädagogin ist eine tolle
Inszenierung
gelungen und hat die Theaterrollen authentisch belegt. Brigitte
Schirrmeister
zeigte als Teresa die ganze Spannbreite ihres Könnens. Ob mit
Kochrezepten
meditierend oder angetrunken lamentierend, sie überzeugte. Monika
Mönch
spielte die Rolle der egozentrischen Mary großartig. Die
schrillen
Auftritte von Catherine und die herzzerreißenden
Zwischentöne
sind Sabine Hattung toll gelungen. Ingrid Smolik meisterte die Rolle
der
verstorbenen Mutter mit Bravour. Neben den starken Frauenrollen hatten
es
die männlichen Schauspieler schwer. Bernhard Limberger spielte den
emotional
hin und her gerissenen Mike und Hans Bär den biederen Ehemann. Als
Souffleuse
half Annette Kümmel bei wirklich nur kleinen Hängern und
Georg
Egender sorgte für den reibungslosen Ablauf bei Licht und Ton.
Die Premiere wurde denn vom Publikum mit viel Beifall belohnt. Die
Gäste verließen jedoch nicht wie sonst nach einer
Komödie üblich heiteren Schrittes und lachend den Schauplatz.
Jeder so schien es hing seinen Gedanken nach. Was ist dran am
"Gedächtnis des Wassers"?
Weitere Aufführungen des Stückes finden am 19., 21., 23.,
24., 26. und 28. Mai jeweils um 20 Uhr im Gewölbekeller statt.
Sybille Schmid
© SÜDKURIER GmbH
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Norman
Robbins "Zum Henker mit den Henks".
Premiere, 22. November 2002
Inszenierung: Georg Egender
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Pressestimmen
vom
25. November 2002:
Bühne 94 belebt das
Groteske
Schauspieler
inszenieren abstruse Boulevard-Komödie
Donaueschingen.
Eine schauerlich schöne Mordgeschichte hat sich die "Bühne
94" als neuestes Stück ausgesucht: "Zum Henker mit den Henks" von
Norman Robbins wurde bei der Premiere
im vollbesetzten Donaueschinger "Sternensaal" begeistert aufgenommen.
Georg Egender hat die unterhaltsame Boulevard-Komödie in Szene
gesetzt. Die Geschichte ist allerdings ziemlich
abstrus und ohne jeden Tiefgang. Desto tiefer sind
die Abgründe, die sich bei den Henks auftun:
Die Familie ist stolz auf ihre 400-jährige Tradition
im Mordgeschäft.
Als "professionelle Killer" haben sie die Spuren ihrer mehr oder
weniger perfekten Morde im Moor beseitigt,
so wurde "das ganze Grundstück ein einziges
Leichenhaus". In dem heruntergekommenen Monument-House
treffen sich die fünf verbliebenen Familienmitglieder
eines Abends, um die Erbschaftsangelegenheiten nach
Art der Henks zu regeln. Sie lassen keine Gemeinheit aus: Octavia,
Henrietta, Athene und Fabia sowie der
mit etwas zu viel Schottenkaro gekleidete Augustus Henk. Bernhard
Limberger spielt diesen Macho, der schwungvoll und stets eine Spur zu
laut durch die Kulisse stapft, aber den autoritären Familienspross
richtig gut ins Bild setzt.
Der Anwalt der Familie, Mortimer Crayle, "so aalglatt, dass er seine
Socken anschrauben muss", wird von Hans Bär präsent und
kraftvoll mit Leben erfüllt. Doch er verliert als erstes sein
Leben ehe er selbst seinen finsteren Plan, den Henks das Erbe
abzujagen, in die Tat umsetzen kann. Octavia Henk ist Nummer zwei. Sie
wird erschossen, von einem im Clownskostüm gewandeten Täter -
gemimt von Thorsten Preyer. Monika Mönch spielt eine Dame mit
übersinnlichen Fähigkeiten, die stets mit den Verstorbenen
Kontakt aufnimmt, um deren Rat zu hören.
Doch wenn so viel finstere Mordlust im Spiel ist, wenn Dolche,
Kontaktgifte oder Curarepfeile das Geschehen
prägen, nützt auch die Geisterbeschwörung nichts mehr:
Wie in der Geschichte von den "zehn kleinen Negerlein" werden die
Familienmitglieder nach und nach hinweg gerafft. So bleiben am Schluss
nur noch Vernon Previtt und Edna Honeywell (Sabine Hattung) übrig,
verlängerte Arme von Großmutter Vesta, die zwar als reale
Person nicht auftaucht, aber im Hintergrund eigentlich die Fäden
zieht.
Martin Zwosta gibt als "Schwuchtel" Vernon eine grandiose Vorstellung:
Sein Gang, seine Grimassen, seine Sprache, seine unterwürfige und
zugleich beherrschende Persönlichkeit, sind wunderbar.
Die "Bühne 94" hat inzwischen ein gutes Potential an
Schauspielern, wenn auch einen Überhang an starken Frauen, so
Sylvia Klauser als Fabia, ein wenig schlüpfrig und stets auf der
Suche nach einem Männer-Abenteuer. Ingrid Smolik spielt die
abgehärmte "graue Maus", während Brigitte Schirrmeister es
als naive und dümmliche Athene faustdick hinter den Ohren hat.
Gisela Wyen-Schemmel als Sekretärin Zoe im schwarzen, eng
geschnittenen Kostüm ist
ein Aktivposten der Bühne 94.
Manfred Beathalter
©
Schwarzwälder Bote
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"Zum Henker mit den Henks"
Von den Bühne 94-Mitgliedern gekonnt in
Szene gesetzt.
Im voll
besetztem Sternensaal konnten die Akteure der Bühne 94 den
"Komödienthriller" in Szene setzen. Auf der ansteigenden
Tribüne hatte man von jedem Sitz aus den vollen Überblick,
und der lohnte sich. Requisiten, Kostüme und kleine Details wie
die beiden Raben zu Seiten des Vorhangs zeugten von sorgfältiger
Vorarbeit.
Die Geschichte ist so einfach wie verzwickt: eine englische Familie,
die sich seit Jahrhunderten aufs Morden versteht und das inzwischen
auch professionell anbietet, versammelt sich nach und nach im
düsteren, verstaubten Familiensitz mitten in einem zunehmend
nebliger werdenden Moor. Die Handlung spielt in der alten Bibliothek,
die zunächst noch vom Staub, der reichlich liegt, befreit werden
soll. Martin Zwosta spielt den kurzfristig eingestellten Diener mit
Überzeugung. Er bedient mutig alle Klischees, die man von einem
Mann in Spitzenhemdchen mit himmelblau gefärbten Augenlidern und
kirschrot geschminktem Mündchen
erwarten darf. Da stimmen die Bewegungen ebenso wie bei dem
dazu passenden Dienstmädchen, das von Sabine Hattung
verkörpert
wird. Sie gibt sich so schrill, naiv und glaubhaft unwissend,
dass man ihre Rolle bis zum Schluss nicht durchschaut. Hans
Bär als Notar und Gisela Wyen-Schemmel als seine Sekretärin
spielen ihre undurchsichtigen Rollen sehr gekonnt. Dann taucht
noch ein als Kinderclown verkleideter, scheinbar am Geschehen
völlig Unbeteiligter auf. Thorsten Preyer spielt den jungen
Mann, der sich jeder Situation chamäleongleich anpassen
kann, facettenreich.
Dann die Familie Henk, deren Mitglieder unterschiedlicher nicht sein
könnten. Da ist einmal Octavia im schwarzen Kleid mit Pelzkragen,
die sich vor allem mit den Geistern beschäftigt und von Monika
Mönch voller Exaltiertheit und Abgehobenheit stilsicher
dargestellt wird. Der einzige Mann, Augustus, ist gern laut und
bestimmend - kommt aber gegen vier Frauen trotz allem
Männlichkeitsgebaren nicht auf. Bernhard Limberger gibt sein
Debüt bühnenbeherrschend mit starker Stimme. Silvia Klauser
versetzt sich eindrucksvoll in die flippige, weltzugewandte
Fabia, die als Jüngste ungeniert flirtet. Henrietta versucht
zu vermitteln, sie scheint die Familie am ehesten zusammenhalten
zu wollen, und Ingrid Smolik fühlt sich subtil in die Rolle
ein. Ihr gekonnt gespieltes Dahinscheiden ist schon mal ein
Höhepunkt in der Inszenierung, in der nach und nach Personen
verschwinden. Brigitte Schirrmeister spielt die Athene mit wunderbarem
Vergnügen an allen Mordfällen. Die Souffleuse (Rosemarie
Steurenthaler) gibt hinter der Bühne Sicherheit, die aber kaum
benötigt wird. Bis zum Schluss ist der Zuschauer verwirrt, manch
einer ahnt vielleicht die verblüffende Auflösung
gegen Ende schon voraus - und das Ende ist nochmals ein Glanzpunkt.
Georg Egender führt mit leichter Hand Regie und alle miteinander
können stolz auf ihre erneute Leistung sein und sich über
den nicht enden wollenden Applaus zurecht freuen.
Gerda Neunhoeffer
© SÜDKURIER GmbH
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Premiere, 18. Januar 2002
Inszenierung: Georg Egender
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eine
Boulevardkomödie
in zwei
Akten
Inszenierung:
Sylvia Klauser
Premiere am 6. Oktober 2000
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Pressestimmen vom 9.10.2000:
Das
grenzenlose Schlafzimmervergnügen
Neues Stück der
Donaueschinger Bühne 94 kommt an ·
Dass die Premiere von "Schlafzimmergäste" beinahe nicht
termingerecht zustande gekommen wäre, merkte niemand im voll
besetzten Sternensaal am Freitagabend. Durch akute Erkrankung des
jungen Ensemblemitglieds Thorsten Preyer gab es kaum Möglichkeiten
zu Gesamtproben - davon aber war nichts zu spüren. Mit intensiver
Spielfreude legten sich die Laienschauspieler unter der Regie von
Sylvia Klauser ins Zeug und bereiteten dem Publikum
uneingeschränktes Vergnügen – und ganz merklich auch sich
selbst.
Unter diesen Voraussetzungen musste die Komödie von Alan Ayckbourn
ein echter Erfolg werden, zudem auch die Souffleuse Sabine Hattung
sowie
Detlef Feichtinger und Georg Egender mit Ton und Beleuchtung beitrugen.
Die Bühne war so recht fürs Auge gemacht, und schon im
Vorfeld
konnte man sich die verschiedenen Paare in die stimmungsvollen
Dekorationen
denken. Wer würde wohl im rosenfarben gehaltenen,
spitzenübersäten,
wunderbar altmodischen Schlafzimmer agieren? Wer haust in dem absoluten
Chaos mit blauglänzender Satinbettwäsche, Brettern an der
Wand
und allgemeiner Zusammenhangslosigkeit? Und wer bewohnt
schließlich
das in den Zuschauerraum hineinragende gelbe Bett im Zimmer mit
modernen
Drucken an der Wand und kühl sachlichem Ambiente? Die mit so viel
liebevollen
Details ausgeschmückte Bühne ließ die Fantasie
schweifen.
Aus totaler Dunkelheit entwickelte sich dann das Spiel, Delia
(hinreißend
fein ausgespielt von Ingrid Smolik) und Ernest (herrlich Gerold
Löffler
in seinem Debut als leicht trotteliger, herzensguter Ehemann)
unterhalten
sich im rosa Zimmer während sie sich zum Ausgehen bereit machen.
Die
Unterhaltung findet allerdings eher als ein recht friedliches
Nebeneinanderherreden
statt -und der Zuschauer erkennt gleich die Lebensnähe.
Im gelben Zimmer liegt, als das Licht darauf fällt,
Nick
leidend im Bett.
Ludwig Thallemer verkörpert den Kranken "Ich bin am
Rücken verletzt, immer ICH!" mit stimmgewaltigem Jammern. Seine
Frau Jan (von Gisela Wyen-Schemmel facettenreich gespielt) ist schon
recht genervt und lässt ihn schmerzverzerrt zurück, um auf
die Party zu gehen. Diese soll bei Malcolm und Kate, im Chaos, statt
finden. Malcolm, von Thorsten Preyer mit viel schauspielerischem
Können dargestellt, möchte ein handwerklich begabter Mann
sein, man ahnt schon zu Anfang sein vergebliches Bemühen.
Christine Wölfle beweist als Kate ihr spielerisches Talent in
Mimik
und Gestik ganz in der Rolle der Frau, die es gerne allen recht machen
möchte - aber bitte wie?
Das vierte Paar, das durch die ganze Komödie hindurch
eigentlich alles durcheinander bringt, hat kein eigenes "Zimmer auf der
Bühne". Monika Mönch geht als Susannah bis an die Grenzen in
der Darstellung dieser höchst verkrampften, hysterischen Frau. Wie
sie sich selbst
Selbstvertrauen zuspricht, ist ungemein tragisch und komisch zugleich.
Auch
ihr kurzes hellblaues Kleidchen und die pinkfarbene Lacktasche sprechen
Bände. Martin Zwosta als ihr Mann Trevor und Sohn von Delia und
Ernest
muss sich rücksichtslos, dabei ewig entschuldigend und alle
nervend
durch das Stück bewegen. Es gelingt ihm so gut, dass man ihn auch
nicht
einladen möchte. Die Mitglieder der "Bühne 94" haben sich mit
dieser
Komödie einen Publikumsrenner herausgesucht, den sie mit viel
Fantasie
und Können gelungen in Szene setzen. Zum Glück gibt es noch
zwei
weitere Vorstellungen am 9. und 11. Oktober.
Man sollte sich das Vergnügen nicht entgehen lassen.
Übrigens kann man sich in den buntesten Farben ausmalen, wie das
Schlafzimmer von
Susannah und Trevor wohl aussieht, die sich auf der Bühne durch
alle
Zimmer betten.
Gerda Neunhoeffer
© SÜDKURIER GmbH
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Begeistertes
Premieren-Publikum im Spiegelsaal
Donaueschinger "Bühne
94" lud Baaremer Theaterfreunde in Tschechows "Kirschgarten" ein
Donaueschingen - Restlos ausverkauft war der Spiegelsaal im
Donaueschinger Hotel Schützen zur diesjährigen Premiere der
Donaueschinger Schauspieltruppe der "Bühne 94". Fast greifbar war
die Spannung vor der Premiere: Das Ensemble hat sich in diesem finalen
Jahr 1999 mit dem letzten Werk Tschechows ein Werk der
Charakterzeichnungen ausgesucht.
Der Beifall des begeisterten Publikums hat gezeigt, dass die
Inszenierung gelungen ist. Wie verschieden die Menschen in dem
Theaterstück fühlen und denken, konnte man als Zuschauer
deutlich nachempfinden. Es dauerte allerdings
eine Weile, bis man sich zwischen den Figuren und ihren Situationen
zurecht
fand. Wie bei vielen russischen Geschichten verwirrt die Vielzahl
verschiedener
Namen, die aber sehr geläufig von den Lippen der Darsteller kamen.
Man
wird in die Zeit der Jahrhundertwende versetzt, auf das große Gut
in
der Nähe von Charkow. Die Eigentümerin Ljubów
Andréjewna Ranewskaja ist besonders stolz auf ihren
berühmten, riesigen Kirschgarten, der "sogar im
Enzyklopädischen Wörterbuch erwähnt wird". Sie
hängt an ihm, kann ohne ihn nicht leben. Dennoch ist sie nach dem
Tod
ihres Gatten und dem Unglück, bei dem ihr siebenjähriger Sohn
ertrank,
für Jahre auf Reisen gewesen.
Das Stück beginnt mit ihrer Rückkehr. Mitten in
der
Nacht kehrt also die Gutsbesitzerin (Brigitte Schirrmeister) mit ihrer
Tochter
Anja (Christine Wölfle), dem jungen Diener und der Gouvernante aus
Paris
heim. Sogleich wird die leicht hysterische Haltung der Dame und das
schwärmerische Gemüt des jungen Mädchens spürbar.
Die Personen zeigen alle ihre typischen Eigenarten. Da ist der alte
Kammerdiener Firs, der von Ingrid Smolik eindringlich und glaubhaft
dargestellt wird. Nie verlässt sie die Rolle dieses Faktotums aus
längst vergangener Zeit. Gebeugt, vor sich hin brabbelnd, aber
doch immer wieder erstaunlich klar, schlurft sie mit kleinen Schritten
diensteifrig und würdevoll durch das Geschehen. Irgendwie
verbindet die Gestalt des Firs die Menschen des "lustigen Stücks",
so Tschechow selbst über seine Schauspieler.
Der Nachbar mit seiner Lieblingsredewendung "Stellen Sie
sich
vor!", ob es nun passt oder nicht, bettelt, wann immer er auftaucht, um
Geld.
Optimistisch, weltfremd ist dieser Pítschik, von
Martin Zwosta in seinem Debut bei der Bühne 94 mit Komik gespielt.
Der ewige Student, Petja Trofímow, kritisch, freiheitsliebend,
"über der Liebe" stehend, versteht sich mit Anja, die ihn
überzeugend anhimmelt. Ludwig Thallemer verleiht Petja Leben in
Mimik und Gestik, er ist direkt, gerade heraus und doch höchst
verschroben. Das kommt realistisch über die Rampe.
Dann ist da Gájew, genannt Léonid, der Bruder
der Ranewskaja. Detlef Feichtinger spielt ihn mit der gelben
Billardkugel in
der Hand. Er pendelt zwischen den wortreich schwärmerischen
Naturbewunderungen, vor denen allen graut, und dem offenbar für
ihn Wichtigsten "die gelbe in die Ecke ... ". Das verschuldete Gut, das
versteigert werden soll, kümmert ihn nur scheinbar.
Der Kaufmann Lopáchin (Georg Egender), rät zum
Verkauf. Man könne für die sich "schnell vermehrenden"
Sommerfrischler
"Datschen" bauen. Keiner hört ihm zu, keiner nimmt ihn ernst.
Dabei
ist er der einzig reiche Mann, und das, obwohl seine Vorfahren noch
Sklaven
auf dem Gut waren. Egender verkörpert den Emporkömmling mit
der
russischen Seele, so sensibel es die Rolle zulässt.
Eigentlich liebt er die Ziehtochter Warja (glaubwürdig
zwischen Arbeitsamkeit, Aufopferung und Melancholie: Monika
Mönch), und sie
ihn. Beide aber verstecken ihre Gefühle gekonnt, zu sehr, zu
lange.
Der Kontorist Jepichódow, ewiger Pechvogel, stolpert,
von Gisela Wyen-Schemmel gespielt, immer wieder durch die Szene.
Perspektivlos, ohne Sinn und Nutzen hat er bei dem Zimmermädchen
Dunjáscha
keine Chance mehr, als diese den jungen Diener Jascha kennen lernt.
Thorsten
Preyer spielt den Diener mit genau dem blasierten Ausdruck, den seine
Worte
meinen. Diese langweiligen Leute interessieren ihn nicht. Auch das
Zimmermädchen tangiert ihn nur flüchtig. Herrlich, wie Sabine
Hattung ihn mit ihrer koketten Körpersprache beeindrucken
möchte.
Viel Farbe und Bewegung bringt Sylvia Klauser als
Gouvernante
Scharlotta ins Geschehen. Sie ist lustige Gefährtin, sie ist
Harlekin,
der ein wenig zaubert. Sie tanzt den Walzer besonders schwungvoll. Sie
ist
heiteren Gemüts, versenkt in ihre ganz eigene Erlebniswelt. Das
kommt
ausgesprochen gut zwischen all den nebeneinander her redenden und
schweigenden
Charakteren. Sehr anrührend spielt Christine Wölfle die
heimgekehrte
Tochter. Sie ist so jung und zart, vergöttert ihre schwierige Mama
und
vertraut auf eine bessere Zukunft. In ihren Augen hat die Ranewskaja
keine
Fehler. Anja versteht jede Regung der verschwenderischen Frau. Brigitte
Schirrmeister verleiht der Grand Dame Flair, Nervosität und
Naivität, stets nah
an Lachen oder Weinen.
Der Spiegelsaal wird zum Gut mit dem Kirschgarten, man ist
hinein genommen in die Szenen, man lebt mit. Die sparsamen Requisiten
unterstreichen den Verfall der guten alten Zeit. Sie sind gut
ausgewählt, gut eingesetzt und stimmig in der gelungenen
Inszenierung. Georg Egender hat sich mit seiner Truppe keinem leicht
zugänglichen Stück verschrieben. Aber es
kommt an, der herzliche Beifall beweist es.
© SÜDKURIER GmbH Gerda Neunhoeffer
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"Ein ungleiches Paar" von Neil Simon, Komödie
Aufführungstermine: 6 (Nov. und Dez. 1998) |
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Der Südkurier vom 23.11.1998
Geglückte
Premiere
"Ein ungleiches Paar" als
Regiedebüt amüsiert die Zuschauer im ausverkauften
Spiegelsaal
Die
Bühne 94 Donaueschingen hat mit der Komödie "Ein ungleiches
Paar" von Neil Simon einen Volltreffer gelandet. Im jeweils bis auf den
letzten Platz besetzten Spiegelsaal im "Schützen" konnten sich die
Zuschauer am Freitag und
Samstag abend von den vielseitigen Talenten der Darsteller
überzeugen.
Georg Egender inszenierte das Stück mit leichter Hand und sicherem
Gespür für Sprach- und Situationskomik, die das Publikum mit
viel Beifall
und Lachen aufnahm.
Schon vor
Beginn konnte man sich am Bühnenbild, dem Appartment der
chaotischen Olive, in dem man Kleidungsstücke besser im
Bücherregal sucht, auf die Handlung einstellen.
Malerisch hingeworfen und verstreut alles, und dann treten die vier
Freundinnen
auf und nehmen am überquellenden Tisch zum Spiel Platz. Sabine
Hattung
verkörpert die leicht hysterische Silvie, die eine Zigarette an
der
nächsten anzündet, während Gisela Wyen-Schemmel als
Polizistin
Mickey mit männlichem Gehabe und tiefer Stimme überzeugt.
Sylvia
Klauser als teils ruhig überlegene Renée, die dann aber zu
allergischen
Symptomen neigt, um auch Aufmerksamkeit zu erregen, stellt diesen
Charakter
glaubhaft dar. Die blonde Vera, herrlich überzeichnet von Monika
Mönch,
bringt das Naive in die Runde.
Neben den
schauspielerischen Leistungen verdienen sich diese vier Damen
Sonderapplaus in exakt aufeinander eingespieltem Team beim
Umdekorieren. Mit Grazie und Tempo verwandeln sie das Chaos vor dem
zweiten Akt in eine hygienisch übersaubere, wie geleckt
glänzende "Schöner Wohnen"-Kulisse. Darin nun soll sich
Olive,
die Chaotin aus Überzeugung, wohl fühlen? Sie hat ihre
Freundin
Florence, eine pedantische Ordnungsfanatikerin mit Hang zu ständig
auftretenden Krankheiten, bei sich aufgenommen, aus Mitleid, da
Florence von ihrem Mann hinausgeworfen wurde.
Olive,
meisterhaft gespielt von Ingrid Smolik, leidet sichtbar unter der
aufgezwungenen Ordnung, während Florence, von Brigitte
Schirrmeister in Mimik und Gestik ausdrucksvoll dargestellt, ihre
Leiden durch Putzen und Kochen zu verdrängen sucht. Die sich
ständig ergebenden Reibereien führen zu unglaublich komischen
Dialogen, Pointen jagen sich, und vielen Zuschauern laufen die
Lachtränen über die Wangen.
In der
Pause
kann man sich bei Getränken über die Alltagsklischees, die
hier
so gekonnt überzeichnet werden, austauschen. Dann wartet man
gespannt
auf die nächste Szene, in der die beiden männlichen
Darsteller
auftreten sollen. Olive hat genug von der ewigen eintönigen
Zweisamkeit,
nur unterbrochen von den wöchentlichen Spielabenden mit den
Freundinnen, die inzwischen auch sehr an Gemütlichkeit verloren
haben, und lädt zwei spanische Nachbarn ein.
Florence
kocht den ganzen Tag, während Olive wieder einmal spät kommt
und sich dann schön macht, (sehr gekonnt die Verwandlung von der
burschikosen Reporterin zur verführerischen Dame, wobei ihr
Wortschatz diese Wandlung nicht mitmacht). Florence im
käfergrün schillernden Cocktailkleidchen mit der
unvermeidlichen Schürze darüber und der Schöpfkelle in
der Hand leidet Höllenqualen um ihren Truthahn, als endlich die
beiden Kavaliere eintreten. Georg Egender als Manolo Costazuela mit
Grandezza
und Schwung, Ludwig Thallemer als sein Bruder Jesus gewollt etwas in
seinem
Schatten, bilden ein herrliches Paar, deren Dialoge mit den beiden
Frauen
weitere Komik durch falsch verstandene Wortbedeutungen bieten.
Die
Verwicklungen und großen Szenen finden einen überraschenden
Abschluß.
Den Darstellern wurde verdient lange applaudiert, und der Spaß,
mit
dem alle sichtbar agierten, dürfte in den Zuschauern noch
nachwirken.
Die Aufführung wird am 24. und 26. 11. sowie am 2. und 4. Dezember
jeweils um 20 Uhr wiederholt - es lohnt sich!
© SÜDKURIER GmbH Gerda Neunhoeffer
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"Ein Inspektor kommt" von John B.
Priestley, Kriminalstück, 1946
10
Aufführungen, Dez. 97 und Jan. 98 im Gewölbekeller
Die Familie Birling feiert die Verlobung ihrer Tochter
Sheila
mit dem Jungunternehmer Harald Croft. In diese Feier platzt ein
Inspektor,
der den Selbstmordfall einer Eva Smith aufklären möchte. Im
Laufe
seines Verhörs stellt sich heraus,dass alle Familienmitglieder die junge
Frau kannten und sie wahrscheinlich durch
ihr unmenschliches und amoralisches Verhalten in den Tod getrieben
haben.
Nach und nach entlarven sich alle als profitgierig, hartherzig,
überheblich, und ausbeuterisch. Nachdem der Inspektor gegangen
ist, zeigt sich überraschenderweise, dass es keinen Selbstmordfall
und auch keinen Inspektor Goole gibt. Die Familie
will gerade wieder zur Tagesordnung übergehen, als das Telefon
klingelt
...
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"Shakesspeare dringend gesucht" von
Heinar Kipphardt, Komödie, 1953
3 Aufführungen März 97 im Sternensaal
Das Stück spielt 1953 an einem Theater in der DDR:
Amadeus Färbel, Dramaturg an einem Theater, hat zur
Förderung der jungen Dichtkunst einen Wettbewerb ausgeschrieben in
der Hoffnung, damit ein geeignetes Stack für sein Theater zu
finden. Sein Intendant und
auch die Theatersekretärin halten, aus unterschiedlichen
Beweggründen, von diesem Vorhaben sehr wenig.
Unterstützung erfährt Färbel lediglich von
dem
Theaterboten Fridolin. Dieser entwickelt im Laufe der Turbulenzen um
die
Suche nach dem Autor des einzigen brauchbaren Stücks ungeahnte
Energien.
Den begabten Autor hatte Färbel
versehentlich in einem Anfall von Wut über andere arrogante und
skurrile Autorenpersönlichkeiten aus seinem Büro geworfen und
erst später seinen fatalen Irrtum
entdeckt. Daran schließt sich ein turbulentes Spiel an, in dessen
Verlauf
Färbel in manche peinliche oder groteske Situation gerät.
Ein
Theaterstück, das mit feiner, geschliffener Sprache die damalige
Situation in der DDR
vortrefflich bloßstellt.
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"Bunbury oder es ist wichtig ernst zu sein"
von Oscar Wilde,
Komödie, 1895
3
Aufführungen, März 96 im Sternensaal
Die zwei Junggesellen Jack und Algernon entfliehen ihrem
Alltag, indem sie ein Doppelleben führen. Beide erfinden eine
Person, die es ihnen ermöglicht, außerhalb der
gesellschaftlichen Konventionen ihren Neigungen nachzugehen. Jack
genießt das Großstadtleben, indem er vorgibt seinen
"Bruder" Ernst zu besuchen. Algernon fährt aufs Land, um seinen
kranken Freund Bunbury zu sehen. Letztlich wollen aber beide nur ihre
Geliebten
treffen. Die beiden jungen Frauen wollen sich aber nur in einen Mann
verlieben,
der "Ernst" heißt.
Zudem weigert sich Gwendolens Mutter, Lady Bracknell, einen
Schwiegersohn zu bekommen, der als Findelkind in der
Gepäckaufbewahrung eines großen Londoner Bahnhofes am
Bahnsteig Richtung Brighton aufgefunden wurde.
Stoff genug für ein Verwirrspiel, bis am Ende die
beiden
Paare sich bekommen.
Dem Autor Oscar Wilde, der selbst jahrelang ein Doppelleben
führte, blieb solch ein Happyend versagt. Er mußte wegen
seiner homosexuellen Neigungen zwei Jahre ins Zuchthaus.
Eine spritzige und humorvolle Komödie mit einigen
bissigen Seitenhieben auf die feine Gesellschaft.
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Kontakt |
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Georg Egender
Max-Egon-Str.2
78166 Donaueschingen
Tel 0771/162213
Fax 0771/
15152 oder per email an: |
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Anregungen, Links zum Thema und
Infos über Kulturelles bitte per email an:
3. November 2004 |