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Bühne 94
   Donaueschingen



Bühne 94  ist ein Theater, keine Laienbühne
Bühne 94  ist ein Donaueschinger Theater, keine durchreisende Erscheinung
Bühne 94  ist ein freies Theater, keine geschlossene Veranstaltung



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gedaechtnis
Shelagh Stephenson

"Gedächtnis des Wassers"

Der Tod ihrer Mutter führt drei sehr unterschiedliche Schwestern wieder zusammen. Die Leere am Tag vor der Beerdigung ruft Erinnerungen hervor und führt so zu leidenschaftlichen wie tragikomischen Auseinandersetzungen. Die verstorbene Mutter kommentiert immer wieder das Gesagte, indem sie ihr Leben nochmals durchlebt. Erinnerung, so zeigt sich, ist relativ. Es ist wie mit dem Wasser, das die Heilkraft eines Stoffes im Gedächtnis behält, auch wenn es immer wieder verdünnt wird.

Die englische Autorin Shelagh Stephenson war Schauspielerin, bevor sie in London eine erfolgreiche Karriere als Dramatikerin startete. 'Gedächtnis des Wassers' wurde als beste Komödie 2002 mit dem 'Laurence Olivier Award' ausgezeichnet und inzwischen auch verfilmt.

Inszenierung: Sylvia Klauser


Pressestimmen von der Premiere am 16. Mai 2003:


Bühne 94 als Publikumsmagnet 

Gefeierte Premiere - Erfolg der neuen Einstudierung festigt den Rang der Theatergruppe 

Einen vorderen Platz im Kanon der Donaueschinger Events hat sich Bühne 94 mit der diesjährigen Einstudierung gesichert. Die Premiere am Freitagabend im Gewölbekeller war ein voller Erfolg. Trotz zahlreicher Veranstaltungs-Highlights im Städtedreieeck waren die Theaterstühle bis auf wenige belegt. Gespielt wurde die englische Komödie "Das Gedächtnis des Wassers" unter Regie von Silvia Klauser. 

Donaueschingen - Drei charakterlich sehr verschiedene Schwestern, Terese, Mary und Catherine, treffen sich zur Beerdigung der Mutter Violet im elterlichen Haus. Nach anfänglich kleinen Plänkeleien brechen rasch alte Wunden auf und führen zu tragischkomischen Auseinandersetzungen. Wer wurde vom Mähdrescher überfahren? Wer hat die Haschplätzchen gegessen? Cathrine, die Jüngste, glaubt ein ausgezeichnetes Gedächtnis zu haben. Die älteste Schwester Teresa ist überzeugt, dass vor allem ihre Erinnerungen richtig sind. Mary, Sandwichkind und strebsame Ärztin, weiß es wie immer besser: "Alle Erinnerungen sind falsch". Erinnerung, so zeigt sich, ist relativ. Es ist wie mit dem Wasser, das die Heilkraft eines Stoffes im Gedächtnis behält, auch wenn es immer wieder verdünnt wird.

Mit dem Auftritt der Partner der Schwestern stellt sich dann heraus, dass nicht nur an den Erinnerungen der Schwestern einiges nicht stimmt, sondern auch in der Paarbeziehung vieles im Argen liegt. Da ist Mike der verheiratete Liebhaber von Mary, der sich nicht zwischen Ehefrau und Geliebten entscheiden möchte. Mary fühlt sich schwanger und erfährt jetzt am Vortag der Beerdigung von der Vasektomie ihres Partners. Unter 48 Bewerbern auf ihre Kontaktanzeige hat Teresa den Ehemann Frank ausgewählt. Frank entpuppte sich im Laufe der Ehe zunehmend als stinklangweilig und bieder. Catherines spanischer Verlobte taucht erst garnicht auf und beendet während eines Telefonats die Beziehung. Die Auftritte der verstorbenen Mutter Violet, sie tritt immer in den Dialog mit Mary, der Tochter die mit ihr nichts geteilt hat, geben dem Stück einen besonderen Reiz und spiegeln deutlich das zentrale Thema wieder: Die Mutter-Tochter-Beziehung.

Dass diese Beziehung, durchaus nicht nur von Zuneigung getragen, sondern auch von fehlender Emphatie überschattet war, zeigt die Persönlichkeitsentwicklung der drei Schwestern. Während Mary eher männliches Verhalten an den Tag legt, flüchtet Teresa in die Rolle der allzeit nährenden Mutter. Catherine, die als Kind völlig übersehen wurde, "Mam glaubte, ich sei die Menopause", tritt schrill und dem Kaufrausch erlegen in Erscheinung.

Zum zweiten Mal hat Sylvia Klauser die Regie für die Bühne 94 übernommen. Der anglophilen Pädagogin ist eine tolle Inszenierung gelungen und hat die Theaterrollen authentisch belegt. Brigitte Schirrmeister zeigte als Teresa die ganze Spannbreite ihres Könnens. Ob mit Kochrezepten meditierend oder angetrunken lamentierend, sie überzeugte. Monika Mönch spielte die Rolle der egozentrischen Mary großartig. Die schrillen Auftritte von Catherine und die herzzerreißenden Zwischentöne sind Sabine Hattung toll gelungen. Ingrid Smolik meisterte die Rolle der verstorbenen Mutter mit Bravour. Neben den starken Frauenrollen hatten es die männlichen Schauspieler schwer. Bernhard Limberger spielte den emotional hin und her gerissenen Mike und Hans Bär den biederen Ehemann. Als Souffleuse half Annette Kümmel bei wirklich nur kleinen Hängern und Georg Egender sorgte für den reibungslosen Ablauf bei Licht und Ton.

Die Premiere wurde denn vom Publikum mit viel Beifall belohnt. Die Gäste verließen jedoch nicht wie sonst nach einer Komödie üblich heiteren Schrittes und lachend den Schauplatz. Jeder so schien es hing seinen Gedanken nach. Was ist dran am "Gedächtnis des Wassers"?

Weitere Aufführungen des Stückes finden am 19., 21., 23., 24., 26. und 28. Mai jeweils um 20 Uhr im Gewölbekeller statt.

Sybille Schmid
© SÜDKURIER GmbH








Norman Robbins "Zum Henker mit den Henks".
henks
Premiere, 22. November 2002

Inszenierung: Georg Egender





Pressestimmen vom 25. November 2002:

Bühne 94 belebt das Groteske

Schauspieler inszenieren abstruse Boulevard-Komödie

Donaueschingen. Eine schauerlich schöne Mordgeschichte hat sich die "Bühne 94" als neuestes Stück ausgesucht: "Zum Henker mit den Henks" von Norman Robbins wurde bei der Premiere im vollbesetzten Donaueschinger "Sternensaal" begeistert aufgenommen.
Georg Egender hat die unterhaltsame Boulevard-Komödie in Szene gesetzt. Die Geschichte ist allerdings ziemlich abstrus und ohne jeden Tiefgang. Desto tiefer sind die Abgründe, die sich bei den Henks auftun: Die Familie ist stolz auf ihre 400-jährige Tradition im Mordgeschäft.
Als "professionelle Killer" haben sie die Spuren ihrer mehr oder weniger perfekten Morde im Moor beseitigt, so wurde "das ganze Grundstück ein einziges Leichenhaus". In dem heruntergekommenen Monument-House treffen sich die fünf verbliebenen Familienmitglieder eines Abends, um die Erbschaftsangelegenheiten nach Art der Henks zu regeln. Sie lassen keine Gemeinheit aus: Octavia, Henrietta, Athene und Fabia sowie der mit etwas zu viel Schottenkaro gekleidete Augustus Henk. Bernhard Limberger spielt diesen Macho, der schwungvoll und stets eine Spur zu laut durch die Kulisse stapft, aber den autoritären Familienspross richtig gut ins Bild setzt.
Der Anwalt der Familie, Mortimer Crayle, "so aalglatt, dass er seine Socken anschrauben muss", wird von Hans Bär präsent und kraftvoll mit Leben erfüllt. Doch er verliert als erstes sein Leben ehe er selbst seinen finsteren Plan, den Henks das Erbe abzujagen, in die Tat umsetzen kann. Octavia Henk ist Nummer zwei. Sie wird erschossen, von einem im Clownskostüm gewandeten Täter - gemimt von Thorsten Preyer. Monika Mönch spielt eine Dame mit übersinnlichen Fähigkeiten, die stets mit den Verstorbenen Kontakt aufnimmt, um deren Rat zu hören.
Doch wenn so viel finstere Mordlust im Spiel ist, wenn Dolche, Kontaktgifte oder Curarepfeile das Geschehen prägen, nützt auch die Geisterbeschwörung nichts mehr: Wie in der Geschichte von den "zehn kleinen Negerlein" werden die Familienmitglieder nach und nach hinweg gerafft. So bleiben am Schluss nur noch Vernon Previtt und Edna Honeywell (Sabine Hattung) übrig, verlängerte Arme von Großmutter Vesta, die zwar als reale Person nicht auftaucht, aber im Hintergrund eigentlich die Fäden zieht.
Martin Zwosta gibt als "Schwuchtel" Vernon eine grandiose Vorstellung: Sein Gang, seine Grimassen, seine Sprache, seine unterwürfige und zugleich beherrschende Persönlichkeit, sind wunderbar.
Die "Bühne 94" hat inzwischen ein gutes Potential an Schauspielern, wenn auch einen Überhang an starken Frauen, so Sylvia Klauser als Fabia, ein wenig schlüpfrig und stets auf der Suche nach einem Männer-Abenteuer. Ingrid Smolik spielt die abgehärmte "graue Maus", während Brigitte Schirrmeister es als naive und dümmliche Athene faustdick hinter den Ohren hat. Gisela Wyen-Schemmel als Sekretärin Zoe im schwarzen, eng geschnittenen Kostüm ist ein Aktivposten der Bühne 94.
Manfred Beathalter
© Schwarzwälder Bote




"Zum Henker mit den Henks"


Von den Bühne 94-Mitgliedern gekonnt in Szene gesetzt.

Im voll besetztem Sternensaal konnten die Akteure der Bühne 94 den "Komödienthriller" in Szene setzen. Auf der ansteigenden Tribüne hatte man von jedem Sitz aus den vollen Überblick, und der lohnte sich. Requisiten, Kostüme und kleine Details wie die beiden Raben zu Seiten des Vorhangs zeugten von sorgfältiger Vorarbeit.
Die Geschichte ist so einfach wie verzwickt: eine englische Familie, die sich seit Jahrhunderten aufs Morden versteht und das inzwischen auch professionell anbietet, versammelt sich nach und nach im düsteren, verstaubten Familiensitz mitten in einem zunehmend nebliger werdenden Moor. Die Handlung spielt in der alten Bibliothek, die zunächst noch vom Staub, der reichlich liegt, befreit werden soll. Martin Zwosta spielt den kurzfristig eingestellten Diener mit Überzeugung. Er bedient mutig alle Klischees, die man von einem Mann in Spitzenhemdchen mit himmelblau gefärbten Augenlidern und kirschrot geschminktem Mündchen erwarten darf. Da stimmen die Bewegungen ebenso wie bei dem dazu passenden Dienstmädchen, das von Sabine Hattung verkörpert wird. Sie gibt sich so schrill, naiv und glaubhaft unwissend, dass man ihre Rolle bis zum Schluss nicht durchschaut. Hans Bär als Notar und Gisela Wyen-Schemmel als seine Sekretärin spielen ihre undurchsichtigen Rollen sehr gekonnt. Dann taucht noch ein als Kinderclown verkleideter, scheinbar am Geschehen völlig Unbeteiligter auf. Thorsten Preyer spielt den jungen Mann, der sich jeder Situation chamäleongleich anpassen kann, facettenreich.

Dann die Familie Henk, deren Mitglieder unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist einmal Octavia im schwarzen Kleid mit Pelzkragen, die sich vor allem mit den Geistern beschäftigt und von Monika Mönch voller Exaltiertheit und Abgehobenheit stilsicher dargestellt wird. Der einzige Mann, Augustus, ist gern laut und bestimmend - kommt aber gegen vier Frauen trotz allem Männlichkeitsgebaren nicht auf. Bernhard Limberger gibt sein Debüt bühnenbeherrschend mit starker Stimme. Silvia Klauser versetzt sich eindrucksvoll in die flippige, weltzugewandte Fabia, die als Jüngste ungeniert flirtet. Henrietta versucht zu vermitteln, sie scheint die Familie am ehesten zusammenhalten zu wollen, und Ingrid Smolik fühlt sich subtil in die Rolle ein. Ihr gekonnt gespieltes Dahinscheiden ist schon mal ein Höhepunkt in der Inszenierung, in der nach und nach Personen verschwinden. Brigitte Schirrmeister spielt die Athene mit wunderbarem Vergnügen an allen Mordfällen. Die Souffleuse (Rosemarie Steurenthaler) gibt hinter der Bühne Sicherheit, die aber kaum benötigt wird. Bis zum Schluss ist der Zuschauer verwirrt, manch einer ahnt vielleicht die verblüffende Auflösung gegen Ende schon voraus - und das Ende ist nochmals ein Glanzpunkt. Georg Egender führt mit leichter Hand Regie und alle miteinander können stolz auf ihre erneute Leistung sein und sich über den nicht enden wollenden Applaus zurecht freuen.

Gerda Neunhoeffer
© SÜDKURIER GmbH






plakat

Premiere, 18. Januar 2002

Inszenierung: Georg Egender








eine Boulevardkomödie
in zwei Akten

Inszenierung: Sylvia Klauser

Premiere am 6. Oktober 2000
 



Pressestimmen vom 9.10.2000:

Das grenzenlose Schlafzimmervergnügen 

Neues Stück der Donaueschinger Bühne 94 kommt an ·

Dass die Premiere von "Schlafzimmergäste" beinahe nicht termingerecht zustande gekommen wäre, merkte niemand im voll besetzten Sternensaal am Freitagabend. Durch akute Erkrankung des jungen Ensemblemitglieds Thorsten Preyer gab es kaum Möglichkeiten zu Gesamtproben - davon aber war nichts zu spüren. Mit intensiver Spielfreude legten sich die Laienschauspieler unter der Regie von Sylvia Klauser ins Zeug und bereiteten dem Publikum uneingeschränktes Vergnügen – und ganz merklich auch sich selbst. Unter diesen Voraussetzungen musste die Komödie von Alan Ayckbourn ein echter Erfolg werden, zudem auch die Souffleuse Sabine Hattung sowie Detlef Feichtinger und Georg Egender mit Ton und Beleuchtung beitrugen. Die Bühne war so recht fürs Auge gemacht, und schon im Vorfeld konnte man sich die verschiedenen Paare in die stimmungsvollen Dekorationen denken. Wer würde wohl im rosenfarben gehaltenen, spitzenübersäten, wunderbar altmodischen Schlafzimmer agieren? Wer haust in dem absoluten Chaos mit blauglänzender Satinbettwäsche, Brettern an der Wand und allgemeiner Zusammenhangslosigkeit? Und wer bewohnt schließlich das in den Zuschauerraum hineinragende gelbe Bett im Zimmer mit modernen Drucken an der Wand und kühl sachlichem Ambiente? Die mit so viel liebevollen Details ausgeschmückte Bühne ließ die Fantasie schweifen.  Aus totaler Dunkelheit entwickelte sich dann das Spiel, Delia (hinreißend fein ausgespielt von Ingrid Smolik) und Ernest (herrlich Gerold Löffler in seinem Debut als leicht trotteliger, herzensguter Ehemann) unterhalten sich im rosa Zimmer während sie sich zum Ausgehen bereit machen. Die Unterhaltung findet allerdings eher als ein recht friedliches Nebeneinanderherreden statt -und der Zuschauer erkennt gleich die Lebensnähe. 
Im gelben Zimmer liegt, als das Licht darauf fällt, Nick leidend im Bett.
Ludwig Thallemer verkörpert den Kranken "Ich bin am Rücken verletzt, immer ICH!" mit stimmgewaltigem Jammern. Seine Frau Jan (von Gisela Wyen-Schemmel facettenreich gespielt) ist schon recht genervt und lässt ihn schmerzverzerrt zurück, um auf die Party zu gehen. Diese soll bei Malcolm und Kate, im Chaos, statt finden. Malcolm, von Thorsten Preyer mit viel schauspielerischem Können dargestellt, möchte ein handwerklich begabter Mann sein, man ahnt schon zu Anfang sein vergebliches Bemühen. Christine Wölfle beweist als Kate ihr spielerisches Talent in Mimik und Gestik ganz in der Rolle der Frau, die es gerne allen recht machen möchte - aber bitte wie? 
Das vierte Paar, das durch die ganze Komödie hindurch eigentlich alles durcheinander bringt, hat kein eigenes "Zimmer auf der Bühne". Monika Mönch geht als Susannah bis an die Grenzen in der Darstellung dieser höchst verkrampften, hysterischen Frau. Wie sie sich selbst Selbstvertrauen zuspricht, ist ungemein tragisch und komisch zugleich. Auch ihr kurzes hellblaues Kleidchen und die pinkfarbene Lacktasche sprechen Bände. Martin Zwosta als ihr Mann Trevor und Sohn von Delia und Ernest muss sich rücksichtslos, dabei ewig entschuldigend und alle nervend durch das Stück bewegen. Es gelingt ihm so gut, dass man ihn auch nicht einladen möchte. Die Mitglieder der "Bühne 94" haben sich mit dieser Komödie einen Publikumsrenner herausgesucht, den sie mit viel Fantasie und Können gelungen in Szene setzen. Zum Glück gibt es noch zwei weitere Vorstellungen am 9. und 11. Oktober.
Man sollte sich das Vergnügen nicht entgehen lassen. Übrigens kann man sich in den buntesten Farben ausmalen, wie das Schlafzimmer von Susannah und Trevor wohl aussieht, die sich auf der Bühne durch alle Zimmer betten. 
Gerda Neunhoeffer 
© SÜDKURIER GmbH







Begeistertes Premieren-Publikum im Spiegelsaal

Donaueschinger "Bühne 94" lud Baaremer Theaterfreunde in Tschechows "Kirschgarten" ein

Donaueschingen - Restlos ausverkauft war der Spiegelsaal im Donaueschinger Hotel Schützen zur diesjährigen Premiere der Donaueschinger Schauspieltruppe der "Bühne 94". Fast greifbar war die Spannung vor der Premiere: Das Ensemble hat sich in diesem finalen Jahr 1999 mit dem letzten Werk Tschechows ein Werk der Charakterzeichnungen ausgesucht.
Der Beifall des begeisterten Publikums hat gezeigt, dass die Inszenierung gelungen ist. Wie verschieden die Menschen in dem Theaterstück fühlen und denken, konnte man als Zuschauer deutlich nachempfinden. Es dauerte allerdings eine Weile, bis man sich zwischen den Figuren und ihren Situationen zurecht fand. Wie bei vielen russischen Geschichten verwirrt die Vielzahl verschiedener Namen, die aber sehr geläufig von den Lippen der Darsteller kamen. Man wird in die Zeit der Jahrhundertwende versetzt, auf das große Gut in der Nähe von Charkow. Die Eigentümerin Ljubów Andréjewna Ranewskaja ist besonders stolz auf ihren berühmten, riesigen Kirschgarten, der "sogar im Enzyklopädischen Wörterbuch erwähnt wird". Sie hängt an ihm, kann ohne ihn nicht leben. Dennoch ist sie nach dem Tod ihres Gatten und dem Unglück, bei dem ihr siebenjähriger Sohn ertrank, für Jahre auf Reisen gewesen. 
Das Stück beginnt mit ihrer Rückkehr. Mitten in der Nacht kehrt also die Gutsbesitzerin (Brigitte Schirrmeister) mit ihrer Tochter Anja (Christine Wölfle), dem jungen Diener und der Gouvernante aus Paris heim. Sogleich wird die leicht hysterische Haltung der Dame und das schwärmerische Gemüt des jungen Mädchens spürbar. Die Personen zeigen alle ihre typischen Eigenarten. Da ist der alte Kammerdiener Firs, der von Ingrid Smolik eindringlich und glaubhaft dargestellt wird. Nie verlässt sie die Rolle dieses Faktotums aus längst vergangener Zeit. Gebeugt, vor sich hin brabbelnd, aber doch immer wieder erstaunlich klar, schlurft sie mit kleinen Schritten diensteifrig und würdevoll durch das Geschehen. Irgendwie verbindet die Gestalt des Firs die Menschen des "lustigen Stücks", so Tschechow selbst über seine Schauspieler. 
Der Nachbar mit seiner Lieblingsredewendung "Stellen Sie sich vor!", ob es nun passt oder nicht, bettelt, wann immer er auftaucht, um Geld.
Optimistisch, weltfremd ist dieser Pítschik, von Martin Zwosta in seinem Debut bei der Bühne 94 mit Komik gespielt. Der ewige Student, Petja Trofímow, kritisch, freiheitsliebend, "über der Liebe" stehend, versteht sich mit Anja, die ihn überzeugend anhimmelt. Ludwig Thallemer verleiht Petja Leben in Mimik und Gestik, er ist direkt, gerade heraus und doch höchst verschroben. Das kommt realistisch über die Rampe. 
Dann ist da Gájew, genannt Léonid, der Bruder der Ranewskaja. Detlef Feichtinger spielt ihn mit der gelben Billardkugel in der Hand. Er pendelt zwischen den wortreich schwärmerischen Naturbewunderungen, vor denen allen graut, und dem offenbar für ihn Wichtigsten "die gelbe in die Ecke ... ". Das verschuldete Gut, das versteigert werden soll, kümmert ihn nur scheinbar. 
Der Kaufmann Lopáchin (Georg Egender), rät zum Verkauf. Man könne für die sich "schnell vermehrenden" Sommerfrischler "Datschen" bauen. Keiner hört ihm zu, keiner nimmt ihn ernst. Dabei ist er der einzig reiche Mann, und das, obwohl seine Vorfahren noch Sklaven auf dem Gut waren. Egender verkörpert den Emporkömmling mit der russischen Seele, so sensibel es die Rolle zulässt.
Eigentlich liebt er die Ziehtochter Warja (glaubwürdig zwischen Arbeitsamkeit, Aufopferung und Melancholie: Monika Mönch), und sie ihn. Beide aber verstecken ihre Gefühle gekonnt, zu sehr, zu lange. 
Der Kontorist Jepichódow, ewiger Pechvogel, stolpert, von Gisela Wyen-Schemmel gespielt, immer wieder durch die Szene. Perspektivlos, ohne Sinn und Nutzen hat er bei dem Zimmermädchen Dunjáscha keine Chance mehr, als diese den jungen Diener Jascha kennen lernt. Thorsten Preyer spielt den Diener mit genau dem blasierten Ausdruck, den seine Worte meinen. Diese langweiligen Leute interessieren ihn nicht. Auch das Zimmermädchen tangiert ihn nur flüchtig. Herrlich, wie Sabine Hattung ihn mit ihrer koketten Körpersprache beeindrucken möchte. 
Viel Farbe und Bewegung bringt Sylvia Klauser als Gouvernante Scharlotta ins Geschehen. Sie ist lustige Gefährtin, sie ist Harlekin, der ein wenig zaubert. Sie tanzt den Walzer besonders schwungvoll. Sie ist heiteren Gemüts, versenkt in ihre ganz eigene Erlebniswelt. Das kommt ausgesprochen gut zwischen all den nebeneinander her redenden und schweigenden Charakteren. Sehr anrührend spielt Christine Wölfle die heimgekehrte Tochter. Sie ist so jung und zart, vergöttert ihre schwierige Mama und vertraut auf eine bessere Zukunft. In ihren Augen hat die Ranewskaja keine Fehler. Anja versteht jede Regung der verschwenderischen Frau. Brigitte Schirrmeister verleiht der Grand Dame Flair, Nervosität und Naivität, stets nah an Lachen oder Weinen. 
Der Spiegelsaal wird zum Gut mit dem Kirschgarten, man ist hinein genommen in die Szenen, man lebt mit. Die sparsamen Requisiten unterstreichen den Verfall der guten alten Zeit. Sie sind gut ausgewählt, gut eingesetzt und stimmig in der gelungenen Inszenierung. Georg Egender hat sich mit seiner Truppe keinem leicht zugänglichen Stück verschrieben. Aber es kommt an, der herzliche Beifall beweist es. 

 © SÜDKURIER GmbH Gerda Neunhoeffer




"Ein ungleiches Paar" von Neil Simon, Komödie
Aufführungstermine: 6 (Nov. und Dez. 1998)




Der Südkurier vom 23.11.1998

Geglückte Premiere 

"Ein ungleiches Paar" als Regiedebüt amüsiert die Zuschauer im ausverkauften Spiegelsaal 

Die Bühne 94 Donaueschingen hat mit der Komödie "Ein ungleiches Paar" von Neil Simon einen Volltreffer gelandet. Im jeweils bis auf den letzten Platz besetzten Spiegelsaal im "Schützen" konnten sich die Zuschauer am Freitag und Samstag abend von den vielseitigen Talenten der Darsteller überzeugen. Georg Egender inszenierte das Stück mit leichter Hand und sicherem Gespür für Sprach- und Situationskomik, die das Publikum mit viel Beifall und Lachen aufnahm. 

Schon vor Beginn konnte man sich am Bühnenbild, dem Appartment der chaotischen Olive, in dem man Kleidungsstücke besser im Bücherregal sucht, auf die Handlung einstellen. Malerisch hingeworfen und verstreut alles, und dann treten die vier Freundinnen auf und nehmen am überquellenden Tisch zum Spiel Platz. Sabine Hattung verkörpert die leicht hysterische Silvie, die eine Zigarette an der nächsten anzündet, während Gisela Wyen-Schemmel als Polizistin Mickey mit männlichem Gehabe und tiefer Stimme überzeugt. Sylvia Klauser als teils ruhig überlegene Renée, die dann aber zu allergischen Symptomen neigt, um auch Aufmerksamkeit zu erregen, stellt diesen Charakter glaubhaft dar. Die blonde Vera, herrlich überzeichnet von Monika Mönch, bringt das Naive in die Runde.
Neben den schauspielerischen Leistungen verdienen sich diese vier Damen Sonderapplaus in exakt aufeinander eingespieltem Team beim Umdekorieren. Mit Grazie und Tempo verwandeln sie das Chaos vor dem zweiten Akt in eine hygienisch übersaubere, wie geleckt glänzende "Schöner Wohnen"-Kulisse. Darin nun soll sich Olive, die Chaotin aus Überzeugung, wohl fühlen? Sie hat ihre Freundin Florence, eine pedantische Ordnungsfanatikerin mit Hang zu ständig auftretenden Krankheiten, bei sich aufgenommen, aus Mitleid, da Florence von ihrem Mann hinausgeworfen wurde.
Olive, meisterhaft gespielt von Ingrid Smolik, leidet sichtbar unter der aufgezwungenen Ordnung, während Florence, von Brigitte Schirrmeister in Mimik und Gestik ausdrucksvoll dargestellt, ihre Leiden durch Putzen und Kochen zu verdrängen sucht. Die sich ständig ergebenden Reibereien führen zu unglaublich komischen Dialogen, Pointen jagen sich, und vielen Zuschauern laufen die Lachtränen über die Wangen. 

In der Pause kann man sich bei Getränken über die Alltagsklischees, die hier so gekonnt überzeichnet werden, austauschen. Dann wartet man gespannt auf die nächste Szene, in der die beiden männlichen Darsteller auftreten sollen. Olive hat genug von der ewigen eintönigen Zweisamkeit, nur unterbrochen von den wöchentlichen Spielabenden mit den Freundinnen, die inzwischen auch sehr an Gemütlichkeit verloren haben, und lädt zwei spanische Nachbarn ein. 

Florence kocht den ganzen Tag, während Olive wieder einmal spät kommt und sich dann schön macht, (sehr gekonnt die Verwandlung von der burschikosen Reporterin zur verführerischen Dame, wobei ihr Wortschatz diese Wandlung nicht mitmacht). Florence im käfergrün schillernden Cocktailkleidchen mit der unvermeidlichen Schürze darüber und der Schöpfkelle in der Hand leidet Höllenqualen um ihren Truthahn, als endlich die beiden Kavaliere eintreten. Georg Egender als Manolo Costazuela mit Grandezza und Schwung, Ludwig Thallemer als sein Bruder Jesus gewollt etwas in seinem Schatten, bilden ein herrliches Paar, deren Dialoge mit den beiden Frauen weitere Komik durch falsch verstandene Wortbedeutungen bieten. 

Die Verwicklungen und großen Szenen finden einen überraschenden Abschluß. Den Darstellern wurde verdient lange applaudiert, und der Spaß, mit dem alle sichtbar agierten, dürfte in den Zuschauern noch nachwirken. Die Aufführung wird am 24. und 26. 11. sowie am 2. und 4. Dezember jeweils um 20 Uhr wiederholt - es lohnt sich!

© SÜDKURIER GmbH Gerda Neunhoeffer




"Ein Inspektor kommt" von John B. Priestley, Kriminalstück, 1946

10 Aufführungen, Dez. 97 und Jan. 98 im Gewölbekeller

Die Familie Birling feiert die Verlobung ihrer Tochter Sheila mit dem Jungunternehmer Harald Croft. In diese Feier platzt ein Inspektor, der den Selbstmordfall einer Eva Smith aufklären möchte. Im Laufe seines Verhörs stellt sich heraus,dass alle Familienmitglieder die junge Frau kannten und sie wahrscheinlich durch ihr unmenschliches und amoralisches Verhalten in den Tod getrieben haben. Nach und nach entlarven sich alle als profitgierig, hartherzig, überheblich, und ausbeuterisch. Nachdem der Inspektor gegangen ist, zeigt sich überraschenderweise, dass es keinen Selbstmordfall und auch keinen Inspektor Goole gibt. Die Familie will gerade wieder zur Tagesordnung übergehen, als das Telefon klingelt ... 





"Shakesspeare dringend gesucht" von Heinar Kipphardt, Komödie, 1953

3 Aufführungen März 97 im Sternensaal

Das Stück spielt 1953 an einem Theater in der DDR: 
Amadeus Färbel, Dramaturg an einem Theater, hat zur Förderung der jungen Dichtkunst einen Wettbewerb ausgeschrieben in der Hoffnung, damit ein geeignetes Stack für sein Theater zu finden. Sein Intendant und auch die Theatersekretärin halten, aus unterschiedlichen Beweggründen, von diesem Vorhaben sehr wenig. 
Unterstützung erfährt Färbel lediglich von dem Theaterboten Fridolin. Dieser entwickelt im Laufe der Turbulenzen um die Suche nach dem Autor des einzigen brauchbaren Stücks ungeahnte Energien. 
Den begabten Autor hatte Färbel versehentlich in einem Anfall von Wut über andere arrogante und skurrile Autorenpersönlichkeiten aus seinem Büro geworfen und erst später seinen fatalen Irrtum entdeckt. Daran schließt sich ein turbulentes Spiel an, in dessen Verlauf Färbel in manche peinliche oder groteske Situation gerät

Ein Theaterstück, das mit feiner, geschliffener Sprache die damalige Situation in der DDR vortrefflich bloßstellt. 





"Bunbury oder es ist wichtig ernst zu sein" von Oscar Wilde, Komödie, 1895

3 Aufführungen, März 96 im Sternensaal

Die zwei Junggesellen Jack und Algernon entfliehen ihrem Alltag, indem sie ein Doppelleben führen. Beide erfinden eine Person, die es ihnen ermöglicht, außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen ihren Neigungen nachzugehen. Jack genießt das Großstadtleben, indem er vorgibt seinen  "Bruder" Ernst zu besuchen. Algernon fährt aufs Land, um seinen kranken Freund Bunbury zu sehen. Letztlich wollen aber beide nur ihre Geliebten treffen. Die beiden jungen Frauen wollen sich aber nur in einen Mann verlieben, der "Ernst" heißt. 
Zudem weigert sich Gwendolens Mutter, Lady Bracknell, einen Schwiegersohn zu bekommen, der als Findelkind in der Gepäckaufbewahrung eines großen Londoner Bahnhofes am Bahnsteig Richtung Brighton aufgefunden wurde. 
Stoff genug für ein Verwirrspiel, bis am Ende die beiden Paare sich bekommen. 
Dem Autor Oscar Wilde, der selbst jahrelang ein Doppelleben führte, blieb solch ein Happyend versagt. Er mußte wegen seiner homosexuellen Neigungen zwei Jahre ins Zuchthaus. 
Eine spritzige und humorvolle Komödie mit einigen bissigen Seitenhieben auf die feine Gesellschaft.




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3. November 2004