Kulturseiten der Region Schwarzwald-Baar
theater-café
 die neue reihe -musik unseres jahrhunderts
 Donaueschingen

„die neue reihe" hat als Frühjahrsreihe Neuer Musik seit 1996 ihren festen Platz im Donaueschinger Konzertleben und setzt Akzente. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Musik des 20. Jahrhunderts in ihrer gesamten kammermusikalischen Vielfalt. Neue Konzertformen, Musiktheater, Multimediales wird dargeboten; die Verbindung zu anderen. Kunstgattungen und zum Jazz gesucht. Auch berraschende, Aufsehen erregende, sich vom Mainstream abhebende und auch provokante Ereignisse, die die neuesten Strömungen in der Musik repräsentieren, will „die neue reihe" präsentieren. Die vier Konzerte, die jeweils um 20.00 Uhr beginnen, werden wieder an wechselnden Orten stattfinden. 
 
Programm  2006
 
         
Jeux de doigt

Donnerstag, 9. März 2006, 20.00 Uhr Erich-Kästner-Halle, Donaueschingen

Georg Katzer           Jeux a` deux für Schlagzeug und Akkordeon
Magnus Lindberg     Jeux d'Anches für Akkordeon solo

Morton Feldman      The King of Denmark für Schlagzeug solo
Minoru Miki             Time for Marimba für Marimbaphon solo
Uli Süße                 Percussion+one  
Mauricio Kagel         Rrrrrr... (6 Schlagzeugduos)
Oliver Prechtl          Jeux a` trois - Radiohead-Bearbeitungen und 
                               Improvisationen

Ferdinand Martin, Schlagzeug

Lulu Wang, Akkordeon

Oliver Prechtl, Live-Elektronik

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Diesen Grundsatz von Friedrich Schiller greifen die drei jungen, am Anfang ihrer Karriere stehenden Musiker Lulu Wang, Oliver Prechtl und der dem Donaueschinger Konzertpublikum bereits nachhaltig bekannte Ferdinand Martin, in ihrem Programm Jeux de doigts auf: Das Spiel der Instrumente, Strukturen, Klänge und Materialien und selbstverständlich das Spiel der Instrumentalisten miteinander – interaktiv, virtuos und sensibel. Die Besonderheit des Konzerts liegt sowohl in seiner ungewöhnlichen Instrumentenkombination als auch hinsichtlich des Programmkonzepts. Es ist nicht das klassische Klavier-, Streich- oder Bläsertrio, das die jungen Virtuosen interessiert, sondern eine Kombination von Instrumenten, die erst im 20. Jahrhundert ins öffentliche Bewusstsein drangen: Schlagzeug, Akkordeon und Elektronik. Das Programm um den jungen Donaueschinger Ferdinand Martin, der mit 15 Jahren an der hiesigen Jugendmusikschule seinen ersten Unterricht erhielt und gegenwärtig noch in Karlsruhe an der Musikhochschule bei Isao Nakamura, Jürgen Heinrich und Hans-Jörg Bayer studiert, besticht durch die Kombination von durchkomponierten Werken der Klassiker der Avantgarde wie Feldman, Kagel und Katzer mit spielerischen Bearbeitungen von Rock-, Pop- und DJ-Musik und Improvisationen mit Live-Elektronik. In diesem Programmteil des Konzerts geht es um Unortbarkeit und Raumwirkung sowie um energetische Zusammenhänge.


Ensemble Aventure


Sonntag, 9. April 2006, 20.00 Uhr
Donauhalle B, Donaueschingen

Gesprächskonzert

 Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur KV 453

Bearbeitung für Bläserquintett und Klavier von Christian Hommel 

 Earle Brown
December 1952
for one or more instruments
or sound-producing media (aus dem Zyklus Folio)

 Erik Satie
Sonatine bureaucratique
für Klavier

 György Kurtág
Bläserquintett op. 2

Iannis Xenakis
Evryali
für Klavier solo

Earle Brown
December 1952
for one or more instruments
or sound-producing media (aus dem Zyklus Folio) Bearbeitung für fünf Bläser von Johannes Nied

 Claude Vivier  
Samarkand

für Klavier und Bläserquintett

 Ensemble Aventure

Der enge Kontakt zu den Künstlern, Komponisten wie Interpreten des Abends ist immer ein besonderes Anliegen der neuen reihe. Es wird an diesem Abend besonders akzentuiert durch den Charakter eines Gesprächskonzerts, das kulinarisch abgerundet wird, gemeinsam mit den Künstlern und dem Gesprächsleiter Wolfgang Rüdiger.

Das Epochen übergreifende Klavier-Bläser-Programm des Ensemble Aventure verbindet auf mehrfache Weise Tradition und Innovation „Neuer Musik“ vom 18. Jahrhundert bis heute. Ausgehend von Mozart, dessen Experimente mit gemischten Besetzungen die Geburtsstätte moderner Ensemblekompositionen einläuten, dokumentiert es in abwechslungsreichen Varianten zwei Haupttendenzen der Musik des 20. Jahrhunderts: Musik als Sprache, in deren rhetorisch-expressiver Tradition Kurtág steht, und Musik als Plastik, wie sie sich von Saties „Musique d’ameublement“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts über Earle Browns musikalischen Mobiles bis zum „eurasischen“ Sextett des fernreisenden Mystikers und Visionärs Claude Vivier erstreckt. Gestaltenfülle und Gestenreichtum bei Mozart und Kurtág einerseits, verspielte Statik und erdschwere Statuarik der Raumklänge bzw. Klangräume bei Satie, Brown und Vivier andererseits, mit Xenakis’ virtuosem Reißer in der Mitte – ein Programm der Gegensätze, dessen Blöcke sich wechselseitig beleuchten und zu einer höheren, in sich bewegten Programm-Skulptur aufheben. Dass dabei György Kurtág und Earle Brown zu ihrem 80. Geburtstag geehrt werden und das Thema Notation zwischen Graphik und Liniensystem zu Klang kommt, sind weitere Aspekte der vielfältigen Bezüge des Aventure- Programms.


musikFabrik NRW
Ensemble für Neue Musik

Sonntag, 21. Mai 2006, 20.00 Uhr
Donauhalle B, Donaueschingen


Musik und Film

David Sawer Begleitmusik zu einem Stummfilm Life & Death of 9413  - A Hollywood Extra mit Filmvorführung

Martin Matalon  Las siete vidas de un gato

Musik zu Luis Buñuels Film Un Chien Andalou  mit Filmvorführung

Thierry De Mey Musique de tables für drei Spieler auf verstärkten Tischen mit Live-Videoprojektion

Nicolaus A. Huber Seifenoper OmU

Das ARS NOVA-Konzert des Südwestrundfunks (SWR) innerhalb der neuen reihe ist in diesem Jahr sowohl für Freunde aktueller Konzertmusik als auch für die Liebhaber von Stummfilmklassikern ein besonderes Ereignis. Film und Musik, die beiden Zeitkünste par excellence, bilden immer wieder aufregende Kombinationen. Im Zentrum stehen mit Luis Buñuels Un Chien Andalou und Life & Death of 9413 – A Hollywood Extra, beide aus dem Jahre 1928, zwei Stummfilme, die zur Avantgarde dieses Mediums zählen. Zahllose Komponisten ließen sich anregen, eigens Musiken für diese Klassiker zu komponieren, Wolfgang Rihm ebenso wie Mauricio Kagel oder Josef Anton Riedl. Aus der Vielzahl der Filmmusiken zu diesen Filmen wurden ganz bewusst die Arbeiten zweier in Deutschland weitestgehend unbekannter Autoren ausgewählt: Martin Matalon, geboren 1958 in Buenos Aires, gegenwärtig in New York lebend, und David Sawer, geboren 1961 in England, seines Zeichens einer der wichtigsten Kagel-Schüler. Der belgische Komponist Thierry De Mey ist mit einem Performance-Stück vertreten, das die Aktionen der Spieler auf klangverstärkten Tischen mit Videoaktionen verzahnt. Es handelt sich dabei um eines der wenigen gelungenen humoristischen Projekte der Neuen Musik-Szene ebenso wie Nicolaus A. Hubers Seifenoper OmU aus dem Jahre 1989. Präsentiert wird das Ganze von einem der international bedeutendsten Ensembles für Musik der Zeit, der musikFabrik Nordrheinwestfalen, die in den vergangenen Jahren häufig mit solch thematisch akzentuierten Konzertprojekten auf sich aufmerksam machte.


Günter Baby Sommer Quartett

Percussion & Strings

Günter Baby Sommer, Percussion

Gunda Gottschalk,Violine

Xu Fengxia, Guzheng

Akira Ando, Kontrabass

Nach mehr als 20 Jahren erstmals wieder in Donaueschingen: Der Schlagzeuger und Percussionist Günter Baby Sommer! Dem Musiktagepublikum ist noch immer seine Session von 1982 mit seinem Trio nachhaltig im Bewusstsein. Diesmal ist der den europäischen Jazz in vielen Bereichen stilbildende Musiker aus dem Osten Deutschlands in das Klangspektrum von drei Saiteninstrumenten eingebettet, eine Kombination, die von ihm eine hohe dynamische Integrationsfähigkeit abverlangt. Zwischen Violine und Kontrabass liegt das exotische Saiteninstrument Guzheng, welches einer überdimensionalen Zither ähnelt. Dieses wird von der chinesischen Virtuosin Xu Fengxia gespielt, die sich gleichermaßen in der traditionellen chinesischen Musik wie  in der zeitgenössischen europäischen Musik zu bewegen weiß. Gunda Gottschalk konzentriert sich seit ihrem Studium auf Kunstsparten übergreifende Projekte in den Bereichen improvisierte und zeitgenössische Musik. Der Bassist Akira Ando aus Sapporo und heute freischaffender Musiker in Berlin, lebte viele Jahre in New York, wo er mit namhaften Musikern wie  Cecil Taylor, Billy Bang, Dennis Charles, William Parker u.v.a. musiziert hat. Alle MusikerInnen kennen sich gut, da  sie schon in anderen Zusammenhängen der GLOBAL VILLAGE-Bewegung  miteinander musiziert haben.  Günter Baby Sommer zählt zu den wichtigsten Schlagzeugern des europäischen Jazz. Sein Spiel innerhalb zahlreicher Gruppen veränderte sich fast zwangsläufig im langen Prozess klangrhythmischer Selektion hin zum Solospiel. Seit 1986 erweiterte er das herkömmliche Jazz-Schlagzeug durch die mannigfaltigsten Klangerzeuger und sein Spielkonzept („Hörmusik“) durch die Zusammenarbeit mit Tänzern, Schauspielern und vor allem mit dem Schriftsteller Günter Grass. Er ist gegenwärtig Professor für Schlagzeug und Perkussion an der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" in Dresden.

 

Anregungen, Links zum Thema und Infos über Kulturelles bitte per email an:
6. März 2006